Noch dein Job – oder nur noch eine Rolle? Wann Jobwechsel Sinn macht.

Sinnsuche im Job

Ich kenn da eine Frau, die ihren Urlaub gestrichen hat – um Kündigungen zu koordinieren. Freiwillig. Und das in einem Job, den sie früher mal ihre Berufung genannt hat.

Spoiler: Heute ist es eher ein schleichender Selbstverrat. Und sie merkt es selbst – aber weiß noch nicht, wie sie da rauskommt.

Klingelt es bei dir? Vielleicht hat sich auch bei dir was eingeschlichen, das du nicht gern hören magst? Dieser Artikel hilft dir, klarer zu sehen, wann Jobwechsel Sinn macht – und ehrlicher mit dir selbst zu sein.

Meine Bekannte und ich hatten uns ewig nicht gesehen. Also wirklich ewig – so ein „Waaas, ein Jahr?!“-Moment.

Dann saßen wir da, draußen vor der Besenwirtschaft. Laue Luft, ein Glas Wein, ein paar Mücken.

Und plötzlich sagt sie:
„Ich habe schon immer davon geträumt, in so einem kleinen Restaurant zu arbeiten.“

Ich hab wohl ziemlich überrascht geschaut.
„Das hast du mir ja noch nie erzählt.“

„Ach, es ist nur noch Politik. Ich führe nur noch aus, was von oben kommt. Jetzt steht auch noch eine Entlassungswelle bevor – und ich darf das Ganze umsetzen. Ich musste sogar meinen Urlaub dafür verschieben.“

Ich war baff. Sie ist Leiterin der Personalabteilung in einem großen Unternehmen. Eine, die alles im Griff hat. Und auf einmal klang sie einfach nur: müde.

Sie hat dann schnell das Thema gewechselt. Aber ich hab das nicht mehr aus dem Kopf gekriegt. Vor allem, weil ich weiß, wie viel Zeit und Herzblut sie in diesen Job steckt – und wie wenig sie zurückbekommt.

Sie erzählt öfter, dass sie mit den Kolleginnen nicht richtig warm wird. Obwohl sie schon ein paar Jahre zusammenarbeiten. Sie ist aus Niedersachsen – das Team eher aus dem Süden – und irgendwie funkt’s nicht. Andere Mentalität, sagt sie.

Neulich haben wir wieder telefoniert. Sie ist noch da. Gleiches Team, gleiche Baustellen. Spart jetzt Überstunden auf einem Langzeitkonto. In fünf Jahren will sie raus. Dann ist sie 60. Und was dann? Mal sehen.

Wann Jobwechsel Sinn macht, ist höchst individuell. Aber wenn du deinen Job eher aushältst, als ihn mit Überzeugung zu machen: Dann ist jetzt der Moment, ehrlich hinzuschauen.

Warte nicht, bis du 60 bist. Denn du kannst jetzt schon umsteuern und wieder zufriedener arbeiten.

Anzeichen für Suche nach mehr Sinn im Job

7 Anzeichen, dass du Veränderung im Beruf brauchst

Dein Leben findet außerhalb der Arbeit statt

Klar liebe ich es, auszuschlafen, sonntags lange zu frühstücken oder Zeit mit Freundinnen zu verbringen. Du sicher auch. Das brauchst du auf alle Fälle, um im Job volle Power aufzubringen.

Aber wenn du nur aufs Wochenende oder den Feierabend hin fieberst, ist das ein Alarmsignal. Du verbringst den größten Teil deiner wachen Zeit im Beruf – da solltest du dich nicht wegwünschen.

Wenn du dich nicht mehr mit deinem Job identifizieren kannst, schwindet deine Energie, um wirklich was voranzubringen. Darunter leidet zwangsläufig dein Standing im Unternehmen.

Du gehst den Weg des geringsten Widerstands

Früher hast du gern Verantwortung übernommen. Heute fehlt dir die Motivation? Du spürst emotional eine richtige Distanz? Das kann ein Zeichen innerer Kündigung sein. Dann wäre ein Jobwechsel dringend geboten.

Ich wollte das lange Zeit nicht sehen, denn am Anfang war mein Job als Pressesprecherin voller aufregender Aufgaben. Ich hatte Spaß dran. Den Moment, wo das gekippt ist, habe ich gar nicht bewusst wahrgenommen.

Frag dich mal: Hast du noch Lust auf neue Projekte oder reicht es dir, die Dinge abzuarbeiten? Bringst du noch Ideen ein oder bist du froh, wenn andere die Zügel in die Hand nehmen?

Wenn die innere Kündigung schon geschrieben ist – fehlt oft nur noch die Unterschrift.

Wann Jobwechsel Sinn macht

Du fühlst dich ständig gestresst – auch privat

Jobfrust bleibt nicht im Büro. Wenn du zu Hause nicht mehr richtig abschalten kannst, schlecht schläfst oder dich selbst bei Kleinigkeiten schnell überfordert fühlst, ist das ein deutliches Warnsignal.

Ich zum Beispiel hab vom Zahnarzt eine Beißschiene verordnet bekommen – und war komplett überrascht. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich nachts mit den Zähnen knirsche.

Schmerzen oder bewussten Stress hatte ich nicht. Ich war einfach nur müde und genervt. Und hab das auf „viel zu tun“ geschoben. Wie man das halt so macht.

Mein Körper war längst im Alarmmodus – aber mein Kopf war noch im „Wird schon wieder“-Tunnel.

Auch wenn du nach außen weiter lächelst und dich zusammenreißt, kostet das Kraft. Und zwar mehr, als dir guttut.

Je länger du das ignorierst, desto stiller wird deine innere Stimme – bis du sie irgendwann gar nicht mehr hörst. Und dich nicht mehr spürst.

Du sprichst fast nur noch negativ über deinen Job

Wenn beim Abendessen schon alle mit den Augen rollen, sobald du mit „Also im Büro…“ anfängst – dann ist wirklich Zeit, was zu ändern.

Vielleicht hast du sogar schon aufgehört, überhaupt was zu erzählen. Nicht weil’s nichts gäbe, sondern weil es sich einfach… immer gleich anfühlt. Und irgendwann merkst du: Selbst dein eigener Frust langweilt dich.

Ich weiß noch, wie ich mal mitten im Satz dachte: „Wenn ich noch EINMAL über diese eine Kollegin rede, kündige ich mir selbst das Abo auf mein eigenes Gejammer.“

Hat leider nichts gebracht – ich hab trotzdem weiter gemeckert. Nur leiser.

Das Fatale daran: Auch wenn du versuchst, es runterzuschlucken – die Stimmung färbt ab. Auf deine Beziehungen, aber auch auf dein Selbstbild.

Du fühlst dich im Team nicht wohl

Du musst dein Team nicht lieben – aber du solltest dich nicht dauernd verstellen müssen. Wenn du das Gefühl hast, nicht wirklich dazuzugehören oder ständig in einer anderen Frequenz zu funken, dann zehrt das. Erst an deiner Kraft, dann an deiner Stimmung. Und irgendwann fängst du an, an dir selbst zu zweifeln.

Ich war Teamleiterin in einer Abteilung, die als interner Dienstleister für alle anderen Bereiche galt. Und ich hatte viele Ideen, die auch gut ankamen – das Problem war nur: Ich durfte sie nicht nur entwickeln, ich durfte sie auch gleich selbst umsetzen. Die Aufgaben wurden einfach zu mir durchgewunken, als wäre ich der Ideenautomat mit eingebauter Umsetzungseinheit.

Und nein, ich hab mich nicht vorgedrängelt. Es gab schlicht keine Möglichkeit, Stopp zu sagen. Denn unser Abteilungsleiter wollte es allen recht machen. Als ich „nein“ sagte, provozierte ich den großen Clash. Es dauerte dann auch nicht mehr lang, bis ich endlich wusste, dass ich besser gehen sollte.

Manchmal merkst du erst im Konflikt, wie allein du schon lange warst – und wie sehr du dir längst etwas anderes wünschst.

Dein Arbeitsstil passt nicht zur Unternehmenskultur

Ich bin jemand, der gerne Dinge voranbringt. Schnell entscheiden, Verantwortung übernehmen, umsetzen. Und eine Zeit lang ging das auch – ich konnte immer direkt einen Termin beim CEO machen. Ich konnte Ideen schnell platzieren und in Bewegung bringen.

Das System war zwar nie leichtfüßig, aber ich hatte genug Freiraum, um mein eigenes Ding zu machen. Dann kam die Umstrukturierung. Eine neue Zwischenebene, neue Abläufe – und plötzlich war alles, was vorher direkt möglich war, gebunden an Abstimmungen, die mich Zeit und Nerven kosteten.

Ich konnte nicht mehr gestalten, sondern musste abwarten. Und das hat mich ausgebremst. Nicht ich habe mich verändert, sondern das Spielfeld.

Wenn du dich beruflich ständig selbst beschneiden musst, um ins System zu passen, sinkt früher oder später deine Energie und dein Output. Und das ist selten ein Zeichen von persönlichem Versagen – sondern oft strukturelles bedingt. Ein Stoppzeichen, das du ernst nehmen solltest.

Du entwickelst dich nicht mehr weiter

Manchmal merkst du es nicht sofort. Du bist beschäftigt, machst deine Arbeit, erledigst Dinge, auf die du dich mal gefreut hast. Aber irgendwas fehlt. Keine neue Herausforderung, keine echten Lernkurven – nur noch Routine mit gelegentlichen Meetings.

Ich hatte das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Nicht weil ich nichts konnte – sondern weil ich nichts Neues mehr durfte. Ideen blieben liegen, Gespräche liefen ins Leere. Ich war bereit für den nächsten Schritt – aber es gab kein „wohin“. Langsam wuchs bei mir die Einsicht, dass ein Jobwechsel doch für mich Sinn machen könnte.

Wenn du das Gefühl hast, dich kleiner machen zu müssen, um reinzupassen – oder dich ständig selbst motivieren musst, um überhaupt in Schwung zu kommen – dann stehst du vielleicht schon viel länger auf der Bremse, als dir bewusst ist.

Irgendwann reicht Routine allein nicht mehr. Dann brauchst du wieder Reibung, Herausforderung und Raum, in dem du wachsen darfst. Gönn dir das.

Es reicht nicht, einfach durchzuhalten

Klar gibt’s zähe Tage. Die hat jeder. Aber darauf sollten auch Erfolgsmomente folgen. Wenn du dich in mehreren der Punkte wiedererkennst, lohnt es sich, genauer hinzuschauen, ob ein Jobwechsel Sinn für dich macht.

Definiere, was du von deinem Job erwartest. Sprich mit anderen drüber. Such dir ein inspirierendes Projekt, um was Neues zu lernen. Dafür brauchst du noch gar keinen fertigen Plan. Wie das bei mir lief, erzähle ich dir hier.

Vielleicht hast du innerlich längst gekündigt – nur dein Kopf, dein Umfeld oder dein Mut haben noch nicht mitgezogen. Dann ist jetzt ein guter Moment, dich ehrlich zu fragen: Will ich das wirklich noch länger so mitmachen? Wenn dich Ängste ausbremsen, stöbere mal in meinem Artikel, wie du sie ablegen kannst.

Du musst nicht gleich alles umkrempeln. Aber du darfst hinschauen. Und anfangen. Denn: Zwischen „Ich hab keine Lust mehr“ und „Ich mach jetzt was anderes“ liegt nicht gleich ein neuer Job – sondern erst mal Klarheit.

Wenn du dir genau die wünschst: In einem unverbindlichen Gespräch schauen wir gemeinsam, was dich wirklich erfüllt – und wie du Schritt für Schritt dahin kommst. Hier kannst du einen Termin für mehr Klarheit buchen.

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Astrid Zand

Veränderung im Beruf

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