Der Fördermittelbescheid lag auf dem Tisch – 50.000 Euro frei Haus.
Tagelang hatte ich Zahlen in Excel hin- und hergeschoben. Damit die Europäische Union meine frisch gegründete Käserei fördert.
Und nun: Endlich Geld für teure Maschinen, mein nächster Wachstumsschritt.
Was dachte ich? „Ich muss putzen.“
Weil sich mein einziger Mitarbeiter – wieder einmal – krank gemeldet hatte.
Zum ersten Mal schoss mir der Gedanke durch den Kopf: “Will ich das wirklich noch?”
Dabei lief es objektiv gesehen großartig.
Fachgeschäfte wie „Maitre Philippe“, der Treff aller frankophilen Käseliebhaber, oder der hippe Laden im Prenzlauer Berg „Vom Einfachen das Gute“ zählten zu meinen Kunden.

Bio Lüske im Berliner Süden hatte sogar bestellt, ohne nach den Einkaufspreisen zu fragen – nur weil eine Kundin ihnen gesagt hatte: „Diesen Käse müssen Sie unbedingt führen.“
Die ersten Monate in der Käserei fühlten sich an wie ein Abenteuer. Mein Businessplan war Wirklichkeit geworden.
Milch, Mikroben und Molke waren meine neue Heimat.
Ich hatte richtig gute, handwerklich hergestellte Produkte auf den Markt gebracht.
Aber ich hatte das Wichtigste unterschätzt: Dass mir ohne Unterstützung die Luft zum Gestalten und zum Entwickeln fehlt.
Ich hab produziert, verkauft – und nebenbei den Boden geschrubbt.
Sollte ich da wirklich noch mehr von meinem sauer ersparten Geld reinstecken? Ohne zu wissen, ob ich jemals eine Person finde, die das mit mir gemeinsam trägt?
Frustriert war ich aus meinem alten Job geflüchtet. Jetzt wollte ich so schnell wie möglich meine Traumkäserei aus dem Boden stampfen. Und dafür musste ich die Produktion dringend hochfahren.
Jedoch hatte ich eine grundlegende Herausforderung komplett übersehen – Fachkräftemangel.
Das fiel mir auf die Füße.
Einen Betrieb zu gründen braucht mehr als Leidenschaft und das Startkapital für die GmbH. Nämlich eine richtig gründliche Marktanalyse und ein tiefes Verständnis, was du wirklich willst, brauchst und kannst.
Und genau das möchte ich dir heute mitgeben:
Lass dich nicht vom Frust zum Ausstieg treiben.
Zieh im Job erst die Reißleine, wenn ein gutes Fundament für was Neues steht.

Überstürze nichts, auch wenn dich die Begeisterung vorwärts treibt
Deine Umorientierung kannst du viel besser parallel zur Arbeit angehen. Oder falls du dir eine Auszeit leisten kannst: Nutze das, um auszuloten, was du willst.
Wenn deine aktuelle Situation so ist, dass du am liebsten schreiend wegrennen würdest:
Schaffe möglichst schnell die Grundlage für einen erfolgreichen Neustart.
Übrigens bist du in guter Gesellschaft: Die emotionale Bindung der Beschäftigten in Deutschland ist laut der letzten Gallup-Studie auf ein Rekordtief gefallen. Auch Loyalität und Vertrauen sind weiter gesunken.
Noch nie haben so viele Beschäftigte in Deutschland Dienst nach Vorschrift gemacht wie heute. Kein Wunder also, wenn du dich fragst:
Wie komm ich da raus?
Das muss kein radikaler Schritt sein wie bei mir. Du brauchst auch keinen fertigen Plan.
Was du brauchst, ist ein Lebensentwurf, der dich selbst überzeugt. Eine neue Richtung, die richtig gut zu dir passt.
Hilfreich sind auch Kriterien, was gutes Arbeiten ausmacht, die du selbst entwickelt hast. Dann fallen dir Entscheidungen viel leichter.
Und genau darum geht’s jetzt. Wie findest du das alles?

Mach eine Frust-Inventur
Bevor du überstürzt kündigst, schreib dir auf, was dich gerade wirklich nervt. Ist es die Branche, dein Chef, das Team, der Arbeitsweg, das Gehalt, der Sinn?
Oft liegt der Frust nicht in der Arbeit an sich, sondern in den Rahmenbedingungen. Und viele davon lassen sich verändern – auch ohne radikalen Neuanfang.
Vielleicht sind es aber auch grundsätzliche Dinge: Deine Werte passen nicht mehr zu denen des Unternehmens oder das Unternehmen wurde umstrukturiert, so dass plötzlich nichts mehr ist, wie es mal war.
Du solltest deine eigene Definition von Zufriedenheit und Erfolg finden. Ich habe auf LinkedIn dazu einen kleinen Selbstcheck veröffentlicht.

Deinen idealen Arbeitsalltag erträumen
Wie würdest du gerne arbeiten, wenn du alles frei wählen könntest – die gute Fee mit dem Zauberstab hält dir solange den Job frei und zahlt dein Gehalt.
Wo würdest du arbeiten: Drinnen, draußen, auf dem Land, in der Stadt? Wann würdest du arbeiten: Morgens um 6 Uhr oder bist die eine Nachteule?
Je besser du weißt, was du brauchst und was du nicht (mehr) willst, desto gezielter kannst du entscheiden.
Magst du es projekt- oder saisonweise? Oder 9to5? Mit wem würdest du dich wohlfühlen: Hippe Leute, Banker oder Landwirte? Die Bandbreite ist groß.
Wieviel Verantwortung willst du übernehmen, wie hierarchisch darf es sein? Willst du richtig ackern oder lieber nur Teilzeit?
Passt ein Job als Angestellte, soll es eher ein Projekt sein, ein Nebenerwerb oder gar ein eigenes Business?

Vor dem Loslaufen: Reality Check
Wenn du schon eine Gründungsidee oder den Lieblingsjob vor Augen hast – setz dich mal einen halben Tag hin und schreib alles Wichtige auf.
Welche Aufgaben kommen auf dich zu und welche davon sind so unsexy wie für mich Putzen in der Käserei?
Brauchst du Geld, neue Kontakte, Mitarbeiter, eine Weiterbildung oder musst du umziehen dafür? Was kann schiefgehen – und was wäre dein Plan B?
Das ist kein Spaßkiller. Es ist dein Sicherheitsnetz.
Denn wer die Risiken kennt, kann sie besser managen. Nicht umsonst ist die gute alte SWOT-Analyse Bestandteil eines jeden Businessplans. Aber Papier ist bekanntlich geduldig.
Ich dachte, ich könne mich in der Käserei nur um das kümmern, was mir Spaß macht – und andere machen die ungeliebten Jobs für mich.
Das war meine alte Angestelltendenke. Vom Alltag in einer Käserei wusste ich nicht genug. Also geh lieber noch einen Schritt weiter:
Challenge alles, was du dir aufgeschrieben hast.
Such dir dafür jemanden, der wirklich was von der Branche versteht, in die du wechseln willst.
Und wenn du als Angestellte von ganz neuen Aufgaben träumst? Dann durchforste dein Netzwerk. Wen kenne ich aus diesem Bereich oder wer kann mich an eine passende Person weiterempfehlen?
Denn Gespräche, in denen du Erfahrungen aus erster Hand bekommst, sind Gold wert und schützen gegen die rosarote Brille.
So ein Interview ist übrigens eins der kleinsten “Tests”, die ich im Mentoring mit meinen Kundinnen auf dem Weg in ihre neue berufliche Welt erarbeite.
Ich steh definitiv auf auf Aufbruch – aber mit Strategie und Weitblick.

Erst Klarheit, dann Action!
Wenn du dir deine Situation genau anschaust, findest du vielleicht eine völlig unerwartete Lösung.
Manche werden wieder glücklich in ihrem Job. Das ist gar nicht so unwahrscheinlich. Wenn nicht: Dein Ausstieg muss kein Drama sein. Und auch kein Befreiungsschlag.
Du musst nicht gleich wissen, was du die nächsten fünf Jahre machst. Aber du brauchst eine Idee davon, was dir wichtig ist – und wie du erste Schritte in diese Richtung gehst.
Viele Frauen glauben, sie müssten die eine „richtige Entscheidung“ treffen – für immer.
Dabei ist berufliche Veränderung ein Weg. Kein Sprung ins Ungewisse, sondern ein Prozess, den man bewusst gestalten kann.
Wenn du jetzt Klarheit willst, nicht Käse:
Ich weiß, wie es ist, im Hamsterrad festzustecken – und wie befreiend es sein kann, sich da rauszubewegen. Aber ich weiß auch: Einfach kündigen ist selten die Lösung.
Wenn du dir eine Veränderung wünschst, aber (noch) nicht weißt, wie sie aussehen könnte: Ich begleite dich gern.
👉 Hier kannst du dir ein kostenfreies Orientierungsgespräch buchen:
Wir finden in 15 Minuten raus, ob du mit mir einen Schritt in Richtung Neubeginn machen möchtest und wie es weitergehen kann.